Tag 22: Ein Privileg

Die Vorbereitungen für diesen Tag liefen schon seit langem. Um 6:30 Uhr war es Zeit für den Aufbruch. Mit einem Frühstückspacket vom Hotel ging es in Richtung Busbahnhof Betlehem. Von dort aus nahmen wir um 7 Uhr den Bus nach Jerusalem. Als wir den Check Point erreichten, der israelisches und palästinensisches Gebiet trennt, mussten alle Palästinenser unter 50 Jahren den Bus für eine Pass- sowie Einreisekontrolle verlassen. Wir durften im Bus sitzen bleiben, und unsere Reisepässe wurden im Bus von zwei Soldaten kontrolliert. Nachdem alle wieder im Bus waren, ging unsere Fahrt nach Jerusalem weiter. Aufgrund des starken Berufsverkehrs kamen wir leider erst verspätet in Jerusalem am Damaskus Gate an. Von dort aus hatten wir nur noch 5 Minuten Zeit, zu unserem 8 Uhr Termin zu kommen. Mit einem lauten „Yalla“ von Uta, stürmten wir los in Richtung Lions Gate. Mit 10 Minuten Verspätung trafen wir auf unseren Guide. Die Frauen unter uns mussten nun ihre Röcke anziehen und ihre Haare bedecken. Denn nun betraten wir den al-Aqsa Platz. Flotten Schrittes gingen wir auf den Felsendom zu. Kurz vor dem Gebäude stoppten wir. Unser Guide erzählte uns in einem wirren und schnellen Englisch erste Informationen zu dem Felsendom. Der Felsedom wurde von ungefähr 658 bis 691 n.Chr. erbaut. Von 691 bis 693 wurden die dekorativen Elemente wie zum Beispiel Mosaike hinzugefügt. In den Jahren 1959 bis 1963 wurden bei einer Neugestaltung der Kuppel 80kg Gold mit Hilfe von irischen Arbeitern auf die alte Bleiüberdachung aufgetragen. Diese Vergoldung wurde von 1992 bis1994 nochmals restauriert. Die goldene Kuppel wurde im Auftrag vom jordanischen Königs Hussein erneuert und restauriert.

Nach einer kurzen Einleitung durften wir den Felsendom in Strümpfen betreten. Das Innere des Felsendoms ist wunderschön. Die Decke und die Wände sind bedeckt mit Mosaiken, welche nur naturelle Darstellungen sowie Korantexte zeigen. Niemals werden Menschen oder Tiere abgebildet, ganz nach dem Motto: „Du sollst dir kein Bildnis machen“.

Rasch wechselten wir vom Felsendom zu der gegenüberliegenden al-Aqsa Moschee. Auch hier mussten unsere Straßenschuhe draußen bleiben. Nach dem ein Erdbeben 1927 die alte Moschee zerstört hatte, wurde die neue Moschee von Mussolini gestiftet, jedoch nur verkleinert wieder aufgebaut. Die jetzige Moschee bietet Platz für 5000 Beter.

Nach einer Besichtigung, die viel zu schnell vorbeiging, aber viele Eindrücke hinterlassen hat sowie ein großes Privileg für uns alle war, konnten wir die Zeit bis zu unserem nächsten Programmpunkt selber gestalten. Einige nutzten die Pause, um sich mit Kaffee zu stärken und Souvenirs zu kaufen. Andere wiederum besuchten zusammen mit Uta den messianischen Gottesdienst der „Christ Church Jerusalem“. 1849 wurde die Kirche als erste protestantische Kirche im Nahen Osten eröffnet.

Um 12:30 Uhr trafen wir uns wieder im Gemeinschaftsraum der Erlöserkirche mit Professor Abu Sway zu einer letzten Einheit über den Islam, heute mit dem Thema Gegenwart. Er konnte viele unserer brennenden Fragen beantworten. Einige Themen waren junge Muslime in Deutschland, Radikalisierung, die Frauenrolle, Homosexualität, Propaganda und Konvertierungen. Des Weiteren konnte er unser Wissen zu der al-Aqsa Moschee und dem Felsendom vertiefen und erweitern. Zum Abschluss haben wir noch einen guten Rat mit auf den Weg für unsere zukünftige Kariere als Lehrerinnen und Lehrer bekommen: wir seien die Brücken, die unseren späteren Schülerinnen und Schülern den Zugang zu verschiedenen Religionen bieten sollen, um damit eine Distanzierung oder Diskriminierung zu verhindern. Wir verabschiedeten uns noch einmal ganz herzlich von Professor Abu Sway.

P1140681

Weitere Studieneinheit mit Abu Sway

Danach fuhren wir in Kleingruppen mit öffentlichen Bussen zurück zu unserem Hotel in Betlehem. Wir waren noch gar nicht lange unterwegs, da wurde unsere Gruppe am Jaffa Gate, Jerusalem, zum zweiten Mal an diesem Tag von Soldaten kontrolliert.

Der Abend war für alle Studierenden unserer Reisegruppe frei verfügbar.

Von Nadine und Lena O.

Hinterlasse einen Kommentar